Der Weg der Traumaheilung kann mitunter sehr schmerzhaft sein. In meinem therapeutischen Ansatz geht es darum, Körperempfindungen und Gefühle zuzulassen. Die Gefühle, die sowieso da sind. Alltagsgefühle. Gefühle, die ausgelöst sind durch alltägliche Situationen. Gefühle sind Informationen darüber, wie wir eine Situation interpretieren. Und Gefühle stellen das Wissen um Lösungsmöglichkeiten für die Situation und die Energie zur Verfügung, die jeweilige Situation zu bewältigen.
Gefühle fühlen ist Lebendigkeit. Eine Traumafolge ist es, Gefühle nicht mehr fühlen zu wollen. Das, was wir in der traumatischen Situation gefühlt haben, war so schlimm, dass wir fürchteten, es nicht aushalten zu können. So etwas Schlimmes wollen wir nie wieder fühlen! Das ist verständlich und notwendig!
Auf dem Weg der Traumaheilung durch Selbstbejahung wachsen wir aber schrittweise in die Fähigkeit hinein, uns selbst liebevoll zu beachten und entwickeln mehr und mehr Selbstliebe, sodass wir uns durch das Schlimme hindurch begleiten können. Mit wachsender Selbstliebe lernen wir, zu uns zu stehen, eine liebevolle Kompetenz in uns zu entwickeln und zu etablieren, aus der heraus wir uns tragen, d.h. verstehen, unterstützen, beschützen und uns mit Mitgefühl und Liebe durch das unerträglich Erscheinende hindurch helfen können. So entdecken wir, dass wir im tiefsten Inneren unzerstörbare Liebe sind.
Aber, es gibt traumabedingte Zustände, die so furchterregend sind, dass uns aller Mut verlässt und wir uns nur erschrocken davor zurückziehen müssen. Aussteigen. Uns schützen. Das ist gut und richtig so. Selbstschutz geht vor! Der Nachteil ist jedoch leider, dass wir dann die Wahrheit über uns und das Leben, die sich in dem Schrecklichen verbirgt, nicht finden. Weil wir sie aber, wenn auch unbewusst, erkennen und verstehen wollen, kommt es dazu, dass wir immer wieder, auf Erfahrungen zusteuern, die uns an diese Grenze bringen. Irgendwann wollen wir das Unerklärliche, Widersprüchliche, Unfassbare für uns erfassbar machen. Wir wollen es verstehen und integrieren, um unseren Frieden damit zu finden.
Weil wir also immer wieder an diesen Knotenpunkt zurückkehren werden (Reinszenierung), entsteht irgendwann in uns die Entscheidung, darauf zugehen und ihn auflösen zu wollen. Damit wir das trotz aller Ängste können, brauchen wir Hilfe von außen. Unterstützung. Die kann von einem anderen Menschen kommen, oder wir erschaffen diese Hilfe selbst.
All das ist ein Abenteuer, bei dem wir immer tiefer erfahren, wer wir sind. Wir haben das traumatische Erleben überlebt! Aber viel mehr noch: wir können entdecken, dass wir in unserem Wesenskern unbeschädigt sind, frei, gesund, lebendig und – man glaubt es kaum – glücklich.