Ich begrüße Sie zu meinem heutigen Newsletter! Als Ausbilderin für Traumatherapie werde ich naturgemäß oft gefragt, wie Heilung geht. Ganz im Sinne von Carl Rogers, dem Begründer der Personzentrierten Therapie (1902-1987), antworte ich: „Wir können Heilung nicht machen, wir können nur günstige Bedingungen schaffen, damit sie geschehen kann.“ Diese günstigen Bedingungen sind schnell genannt, wenn man die Personzentrierung kennt: Empathie, Wertschätzung und das Echtsein der TherapeutInnen. Zu diesen drei Grundlagen der Personzentrierung könnte ich jeweils lange Ausführungen schreiben, aber ich will die vierte Voraussetzung, um Heilung zu ermöglichen, auch benennen. Sie ist weniger bekannt, deshalb möchte ich mich gerne zu ihr äußern: die Transzendenz.
Carl Rogers hat Ende der achtziger Jahre geschrieben, dass er erkannt habe, dass er „in seinen Schriften zu viel Gewicht auf die drei Grundbedingungen (Kongruenz, unbedingte positive Beachtung und empathisches Verstehen) gelegt habe. Vielleicht [sei] es eher etwas im Randbereich dieser Bedingungen, worauf es in der Therapie am meisten ankommt – dann, wenn mein Selbst (Hervorhebung durch die Autorin) sehr klar und offensichtlich gegenwärtig ist.“[1]
Später heißt es, „wenn er ganz gegenwärtig beim andern ist, kommt etwas nicht Gemachtes, sondern etwas Geschenktes, eine Heilquelle, eine Wachstumsquelle, die nicht in unserer Verfügungsgewalt liegt.“[2] hinzu.
„Etwas nicht Gemachtes, etwas Geschenktes, eine Heilquelle, eine Wachstumsquelle“. Diese Beschreibung wird in dem Begriff „Transzendenz“ oder „transzendente Erfahrung“ zusammengefasst.
Heilung geschieht von alleine, wenn die Bedingungen dafür günstig sind.
Wir alle haben eine tiefe Sehnsucht danach zu heilen. Heilung geschieht in dem Maße, wie es uns gelingt, die traumabedingten Konzepte, die wir über uns selbst erfunden haben, wieder loszulassen. Gelingt uns das, kehren wir zu unserer ursprünglichen Natur zurück.
Wir können aufwachen zu dem, wer wir in unserem innersten Kern sind, jenseits der Vorstellungen, die wir über uns haben. Wir können uns wieder entdecken in unserer ursprünglichen Lebendigkeit und Liebe.
Dazu brauchen wir den Mut, uns mit Selbstliebe in dem zu beachten, was uns bewegt, v.a. in dem, was wir fühlen. Wir werden jedoch nicht umhinkommen, uns auch unserem Schmerz und unserem Widerstand zuzuwenden.
Wenn wir ehrlich zu uns sind, wissen wir, dass wir nur zwei Möglichkeiten haben: Entweder, wir laufen weiter vor dem weg, was wir fühlen und wer wir sind, betäuben uns und legen uns einen immer fester gewebten Schutzpanzer zu oder wir öffnen uns für das, was ist. Für die Wahrheit – auch wenn sie zunächst wehtut.
Wenn wir erfahren können, wer wir im tiefsten Innern sind, erleben wir eine unbeschreibliche Erleichterung und Freude.
Trauen Sie sich, sich Ihrer selbst bewusst zu werden, statt unbewusst zu bleiben, denn Unbewusstheit ist zwar Selbstschutz, aber auch Lieblosigkeit uns selbst gegenüber.
Wenn Sie sich auf diesem Weg der Heilung Unterstützung wünschen, dann kommen Sie gerne in meine Seminare oder in die Ausbildungen!
Herzliche Grüße,
Ihre Brigitte Koch-Kersten