Vor einiger Zeit entschloss ich mich, mir einen neuen Rucksack zu kaufen. Der alte, den ich seit vielen Jahren mit mir herumtrug, war mir inzwischen zu groß und schwer geworden. Der neue sollte leichter sein und kleiner. Meine Vorstellung war sehr konkret: er sollte aus einem leichten, flexiblen Material bestehen, bei Regen und Wind nicht gleich unbrauchbar werden. Sein Fassungsvermögen sollte so sein, dass ich meine wichtigsten Sachen unterbringen, aber auch kurzzeitig schwereres Gepäck mit mir führen könne.
Ich staunte sehr, als mir klar wurde, wie symbolträchtig meine Auseinandersetzung mit dem Wunsch nach einem neuen Rucksack war. Tatsächlich war mein „Rucksack“ im Laufe der letzten Jahre immer leichter geworden.
Wie das Leben leichter werden kann
Wie kam es dazu? Das Leben war, so kommt es mir vor, beim Verteilen von schweren Herausforderungen, in meinem Fall nicht sehr zurückhaltend gewesen. Manche dieser Aufgaben erschienen mir so, als würde ich unter ihrer Last zusammenbrechen.
Wie ist es mir gelungen, all diese Herausforderungen bis heute so zu nutzen, dass aus dem Schlimmen etwas Gutes werden konnte?
Zwei Dinge haben sich bewährt:
1. nicht vor den Herausforderungen weglaufen! Wenn wir Schweres vermeiden können, dann tun wir das natürlich. Wenn das Schwere aber schon da ist, dann verlängern wir das Leid nur, wenn wir ihm ausweichen. Sich dem Schweren zu stellen heißt, aus meiner Sicht, die Gefühle, die das Schwere hervorbringt, zuzulassen und ihnen so lange erlauben aufzutauchen, bis ihre Botschaft integriert und sie zu Ende gefühlt sind.
2. die Abwehr und die Widerstände, die natürlicherweise entstehen, wenn uns etwas als zu viel und zu schwer erscheint, bejahen! Abwehr: „Ich will das nicht fühlen!“ und Widerstand: “ Ich will mich dem, was mich im Außen bedroht, nicht aussetzen!“ sind Schutzreaktionen. Sie schützen uns vor Überforderung und vor dem Untergang. Das ist gut und richtig! Wenn wir uns in dieser Schutzreaktion versuchen zu verstehen, wenn wir ihren tieferen Sinn erkunden und gleichermaßen spüren, wie entschlossen wir mittels der Abwehr und den Widerständen unser Seelenheil beschützen, dann werden wir uns unserer Kraft und unseres Potenzials bewusst.
Dieses Bewusstsein über uns selbst und unsere Selbstrettungskompetenz wird dann die Basis dafür, das Schwere, mit dem wir uns auseinanderzusetzen haben, immer ein bisschen besser tragen zu können.
Dieser Weg der Selbstbejahung, sowohl der Gefühle als auch, und vor allem, der Abwehr und der Widerstände, macht uns stark. Wir erfahren immer grundsätzlicher wer wir sind, was wir können und dass wir nicht untergehen, wenn wir uns bereitwillig den Herausforderungen stellen.
Bereitwillig in den Gefühlen untergehen
Wesentlich in diesem Prozess des Stark-Werdens ist, dass wir uns erlauben, uns in unsere Gefühle hineinfallen zu lassen. Indem wir uns trauen, in der Tiefe unserer Gefühle unterzugehen, erfahren wir, dass wir geborgen sind und leben, wo wir glaubten, nichts an Lebendigkeit und Liebe zu sein.
Im Bewusstsein unserer Kompetenz, unserer Kraft und Liebe können wir die Herausforderungen, die uns heute begegnen, an ihrer Wurzel lösen. In dem Maße das gelingt, fühlt sich unser Rucksack nicht mehr schwer und unerträglich an, sondern bewältigbar. Vielleicht freuen wir uns sogar, dass wir an den Herausforderungen, die das Leben uns entgegenbringt, weiter wachsen dürfen. Jede von ihnen bietet die Chance, dass wir uns selbst immer tiefer als die Liebe und Stille erkennen können, die wir in unserem Kern sind.
In allen meinen Seminaren und Ausbildungen geht es um das Wachsen in Liebe sich selbst gegenüber und um die Kraft, die uns damit zuwächst. Ich lade Sie herzlich dazu ein!
Ich freue mich auf Sie, herzliche Grüße, bis bald,
Ihre Brigitte Koch-Kersten