Dissoziation heißt Abspaltung. Etwas, das wir nicht wahrnehmen wollen oder können spalten wir aus unserem Bewusstsein ab. Das ist eine unglaubliche Fähigkeit!
Es gibt erwünschte Dissoziationen, wenn wir uns z.B. weg-träumen. Wenn Dissoziation aber eine Schutzreaktion auf eine traumatisierende Erfahrung ist, dann ist sie die notgedrungene, letztmögliche, aus Todesangst oder Panik entstandene Möglichkeit, uns in Sicherheit zu bringen, um nicht zu sterben.
Zu dissoziieren ist ein starker Eingriff in unsere Wahrnehmung: wir nehmen das, was uns zutiefst bedroht, auf eine ganz radikale, absolute Weise nicht mehr wahr. Das hat viele Nachteile, aber es hat zu erst einmal den absoluten Vorteil weiter leben zu können. Z. B. ist da jemand, der in einem familiären Milieu aufwächst, indem er oder sie nie gut genug sein kann, um den Erwartungen der Eltern zu entsprechen. Er oder sie erlebt also, dass alles, was er oder sie tut, zu wenig oder schlecht ist. Da ein Kind nicht differenzieren kann zwischen dem, was es tut und dem, wer es ist, erlebt es sich selbst als schlecht. Schlecht zu sein kann heißen, angeblich nicht gut genug, falsch oder verachtenswert zu sein.
Ein solches Erleben ist auf Dauer nicht auszuhalten.
Niemand kann mit dem Gefühl leben, schlecht zu sein! Eine betroffene Person muss dieses Erleben abspalten. Alles, was sie unbewusst an sich selbst als „schlecht“ erlebt, nimmt sie nicht mehr in sich wahr, sondern, wie das meistens (wahrscheinlich immer) der Fall ist, projiziert es von sich weg, nach außen, auf andere – und bekämpft es dort.
Wir können diese komplexe Dynamik, sobald wir sie durchschauen, ganz simpel erkennen: Das, was ich an anderen besonders hasse und bekämpfe, hasse ich an mir selbst, will das aber nicht wahrhaben.
Tja und nun?
Wir können versuchen, uns dieser Dynamik, die fast JedeR mehr oder weniger ausgeprägt in sich trägt, wertschätzend und bejahend zuzuwenden. Wir können versuchen, die tiefen seelischen Verletzungen, die wir erlebt haben, die uns dazu gebracht haben, bestimmte Erlebensweisen in uns abzuspalten, vorsichtig wieder wahrzunehmen und uns in unserem Schmerz zu verstehen.
Wenn wir uns trauen, den Schmerz, der mit diesen Erfahrungen einhergeht, wieder zu fühlen, und wenn wir uns achtsam und liebevoll in unserem Erleben beachten, beginnen wir zu heilen.
Das Gute an der Dissoziation ist, den unaushaltbar erscheinenden Schmerz aushaltbar werden zu lassen. Dissoziation ermöglicht uns weiter zu leben, obwohl diese traumatischen Verletzungen sich anfühlen als würden sie uns umbringen.
Das Gute an der Projektion ist es, dass wir unseren inneren Konflikt nach außen projizieren und damit diesen existenziell bedeutsamen Konflikt nicht vergessen. Indem wir ihn nach außen projizieren, sind wir immerzu damit beschäftigt. Wir sehen es dauernd im Außen und bekämpfen es dort.
Natürlich werden wir damit scheitern, aber dann haben wir die Möglichkeit uns die Frage zu stellen, was wir selbst mit dem, was uns im Außen so aufregt, zu tun haben. Ab diesem Moment kann das Blatt sich wenden und die Heilung beginnen.
Wenn Sie sich auf diesem Weg der Heilung Unterstützung wünschen, dann kommen Sie gerne in meine Seminare oder in die Ausbildungen!