Oft, wenn ich mit Menschen therapeutisch arbeite, klagen sie darüber, dass sie schon so lange in leidvollen Zuständen feststecken. Sie wünschen sich zutiefst, diese loszuwerden.
Leidvolle Zustände loswerden wollen
Dieser Wunsch ist absolut verständlich, aber er wird sich nicht erfüllen. Das, was uns in leidvollen Zuständen feststecken lässt, können und sollten wir nicht loswerden wollen. Damit sich diese leidvollen Zustände und inneren Blockaden auflösen können, müssen wir uns ihnen liebevoll zuwenden.
Was heißt das? Ein Beispiel: Janina, eine attraktive junge Frau Mitte 30, klagt darüber, dass sie sich immer wieder zu Männern hingezogen fühlt, die sie zuerst bewundern, jedoch schon bald demütigen und abwerten. Männer, von denen sie ahnt, dass sie liebevoll und sanft sind, meidet sie. Janina hat Angst vor ihnen. Sie hat in ihrem Selbstentwicklungsprozess schon entdeckt, dass sie vor allem Angst davor hat, sich auf Liebe und geliebt werden einzulassen. Sie fürchtet, es nicht überleben zu können, wieder verlassen zu werden.
Es ist verständlich, dass sie ihre Angst vor Männern, die liebevoll sind, loswerden möchte. Wie ich schon sagte, wird es so jedoch nicht gehen. Der einzige Weg aus diesem leidvollen Muster auszusteigen besteht darin, sich ihrer Angst schrittweise zuzuwenden.
Schritte liebevoller Selbstbeachtung
Ein erster Schritt ist, dass Janina wahrnimmt, wie alt sie sich als Ängstliche fühlt. Vermutlich fühlt sie sich in dieser Angst noch sehr klein. Janina hat als kleines Mädchen erlebt, dass sie von den Menschen, die sie geliebt hat und von denen sie geliebt werden wollte, verlassen wurde. Diese schlimmen Schmerzen, die sie damals erleiden musste, sind in ihr noch nicht ausgeheilt.
Der nächste Schritt würde darin bestehen, sich in einer sicheren therapeutischen Beziehung schrittweise diesem frühen Schmerz zuzuwenden und ihn „zu Ende“ zu fühlen. Darf dieser Schmerz, der ihr aus ihrer Kindheit noch „in den Knochen steckt“, endlich ganz gefühlt und ausgefühlt werden, wird er sich integrieren. Integration in diesem Fall heißt, den Schmerz fühlen zu können, ohne zu befürchten, ihn nicht zu überleben.
Integration statt Kampf
Es geht also nicht um ein Loswerden des Problems und darin des Schmerzes, sondern um dessen Integration.
Die Integration früher Verletzungen lässt uns stärker werden. Was wir lange glaubten nicht aushalten zu können, erleben wir nun als aushaltbar. In Hinsichten, in denen wir glaubten ohnmächtig ausgeliefert zu sein, erleben wir nun, dass wir etwas tun können: wir können uns selbst liebevoll beachten. Wir können uns die Liebe schenken, die wir brauchen.
Diese Erfahrung von Selbstliebe kann bewirken, dass wir Liebe annehmen können, welche uns andere Menschen entgegenbringen, sodass wir fähig werden auch anderen Menschen Liebe zu geben.
Andere zu lieben, setzt Selbstliebe voraus
Oft brauchen wir Impulse von außen. Hilfe von jemandem, der oder die uns zeigen kann, wie es geht, liebevoll mit sich selbst zu sein. Wenn Sie mögen, kommen Sie in eines meiner Seminare oder in die Ausbildung, dort kann ich sie darin unterstützen, Wege zum Wachsen in Selbstliebe zu finden.
Herzliche Grüße,
Ihre Brigitte Koch-Kersten