Radikale Liebe.
Radikal bedeutet in dem hier verwendeten Kontext grundlegend, von Grund auf erfolgend, ganz und gar, vollständig, gründlich.
Mit Liebe ist das Aufbauende gemeint, das allem innewohnt – das, was dem Leben dienlich ist und sich für den Erhalt sowie die Entfaltung des Lebens und des grundlegenden Seins einsetzt.
Radikale Liebe ist also eine Haltung und ein Handeln, bei dem in grundsätzlicher und konsequenter Weise dem Raum gegeben wird, was aus dem Lebendigsein kommt und dem Leben dienlich ist. Sie ist besonders dort sinnvoll und notwendig, wo wir in selbstschädigende und selbstzerstörerische Verhaltensweisen verstrickt und gefangen sind. Radikale Liebe ermöglicht es, trotz des Schreckens und der Verzweiflung angesichts unserer Selbstzerstörung den kleinen, aber bedeutenden Kern hinter all dem Leid, das wir erschaffen haben, zu erkennen. In dieser innersten Zelle unseres Lebenswillens, kämpfen wir um unser pures Überleben und versuchen, uns mittels Selbstzerstörung zu schützen und zu retten.
Um diese tief verborgene, verrückt erscheinende, aber zutiefst lebensbejahende Selbstschutzdynamik zu erkennen, zu verstehen und zu transformieren, indem die Kraft, die in ihr wohnt, sich endlich konstruktiv entfalten darf, braucht es radikale Liebe. Liebe, die bis auf den Grund der Selbstverneinung durchdringt und Transformation und Heilung ermöglicht!
Immer wieder erhalte ich Rückmeldungen von Seminarteilnehmern*innen wie diese: „Es ist unfassbar und einzigartig, wie liebevoll Du bist!“
Rückmeldung einer Teilnehmerin des Seminars im Kloster Wennigsen
„Ich kenne wirklich keine Person, die die Inhalte so gut vermittelt und keine, mit diesem liebevollen Ansatz, weil nämlich alles, was wir mit uns tun, auf Selbstliebe beruht. Nur, dass es eben keine selbstliebende Wirkung hat.“
Kommentar von Tim zum YouTube-Video „Liebevolle Selbstbeachtung ist der Schlüssel zur Traumaheilung – Was tun, wenn sie nicht gelingt“
Ich freue mich natürlich sehr darüber. Aber vor allem bewegt mich die Frage, was die Menschen in meiner therapeutischen Begleitung wahrnehmen, das sie solche Sätze sagen lässt. Ich denke, es ist diese radikale Liebe, diese Fokussierung auf das Aufbauende in den Selbstverneinungen, in denen wir uns eingerichtet haben, dieses konsequent bejahende Beachten dessen, wer wir sind, wie wir uns schützen und wonach wir uns letztendlich sehnen. Dieser Blick auf die Selbstbejahung, die in der Selbstverneinung verborgen ist, ermöglicht einen radikalen, also grundlegenden, unverstellten und insofern irgend möglich, wahrhaftigen Blick auf die existenzielle Not, die die Menschen erleben und auf ihr existenzielles Sein.
Die existenzielle Not, die den aktuellen Problemen zugrunde liegt zu beachten, heißt die Verknüpfung zwischen dem aktuellen Problem und der ursprünglichen, existenziell bedrohlichen Traumaerfahrung, wahrzunehmen. Das geht damit einher alles, was an Körpererfahrungen und Gefühlen dazugehört, da sein zu lassen – und wenn möglich auch zuzulassen. Meistens hat diese Traumaerfahrung schon sehr früh stattgefunden, manchmal schon vor der Geburt.
Das grundsätzliche, existenzielle Sein der Menschen zu beachten meint, die Seelenqualität, die Seinserfahrung, aus der wir bestehen und immer schon bestanden haben, die zeitlos ist und formlos, in ihrer Tiefe wahrzunehmen und sie fühlend und erfahrend zuzulassen. Unser ursprüngliches Sein ist die Qualität, aus der wir jenseits jeder Traumaerfahrung und unabhängig von unserer Persönlichkeitsstruktur bestehen. Die Seins-Erfahrung ist die Erfahrung unseres wahren Seins, das unabhängig von Zeit und Form existiert. Es ist die Erfahrung dessen, wer wir in der Tiefe unserer Erfahrungsmöglichkeiten sind, jenseits des Denkens, der Körperempfindungen und tiefer, als die Ebene des Fühlens. Es ist die reine Erfahrung, jenseits unserer Geschichte und Geschichten, die wir uns immerzu erzählen.
Wenn ich versuche, Menschen sowohl in ihrer Not (Traumaerfahrung) als auch in ihrem ursprünglichen Sein zu beachten, ermöglicht das, ein großes Spektrum dessen zu erkennen, was wahr ist. Wahr ist, wie Tim in seinem Kommentar richtig formulierte „dass alles, was wir mit uns tun, auf Selbstliebe beruht.“ Das ist nicht nur ein schöner, philosophisch humanistischer Gedanke!
Ich lade Dich ein, überprüfe es selbst: Erkunde Deine Motive in Deinem Verhalten, vor allem in Deiner Selbstverneinung! Du wirst feststellen, so schädigend sich Dein Verhalten auf Dich auch auswirken mag, Du willst damit letztendlich Sicherheit für Dich erwirken und Dein Leben, Deine Lebendigkeit retten.
Das erleben die Menschen, die meine Arbeit beobachten oder erfahren, als Liebe : Die Beachtung dessen, was wir an Aufbauendem anstreben, auch und gerade, wenn wir in Selbstverneinungen gefangen sind.
Die Liebe, d.h. das Aufbauende in der Selbstverletzung und Selbstverleugnung, im Selbsthass zu erkennen und diese Liebe zuzulassen ist der Wendepunkt in festgefahrenen Überlebensmustern und Widerständen!
Sich selbst wieder als liebende Kraft zu erkennen, dort Liebe und Selbstliebe zu erfahren, wo bisher Selbstschädigung war, das ist Transformation, das ist Heilung!
Wenn wir die Liebe in der Selbstverneinung erkennen, finden wir zurück zu unserer ursprünglichen Kraft, aus der heraus wir neue, konstruktivere Lösungen für unsere Probleme finden können.