{title} {name},
dieses Zitat habe ich in dem o. g. Roman über Rumi und die vierzig Regeln der Liebe gefunden, und es hat mich innehalten lassen.
Stimmt das? Verändert uns die Liebe, wenn wir tief genug lieben?
Ja, ganz sicher! Jemand anderen tief zu lieben, heißt gleichermaßen, sich selbst tief lieben zu können.
Da eine der zentralen Traumafolgen die Selbstverneinung ist – also das Gegenteil von Selbstliebe und Selbstbejahung –, ist die wichtigste Aufgabe auf dem Weg der Traumaheilung, zu lernen, sich liebevoll zu beachten, sich zu verstehen und zu unterstützen – kurz: sich zu bejahen. Wenn wir uns zu immer mehr Selbstbejahung hin entwickeln, vollziehen wir eine tiefgreifende Veränderung.
Sich selbst wirklich lieben zu können – so wie wir sind, ohne uns anders haben zu wollen, zu sich zu stehen, eine zärtliche, wohlwollende Haltung sich selbst gegenüber zu finden, egal, wie es uns gerade aktuell geht und womit wir gerade beschäftigt sind – verändert uns und unsere Welt zutiefst. Liebevolle Selbstbeachtung führt zu wachsender Selbstbejahung und damit von der Isolation zur Kontakt- und Bindungsfähigkeit, vom Egozentrismus, der Bestandteil unseres Selbstschutzes ist, zur Beziehungsfähigkeit, von der Angst zu Sicherheit, vom Hass zur Liebe, vom Überlebenskampf zur Lebensfreude.
Nur aus der Selbstliebe heraus können wir andere lieben. Lieben heißt, den anderen oder die andere so sein lassen zu können, wie er oder sie ist. In dem Maße, wie wir uns von unserem Gegenüber bedroht oder bedrängt fühlen, werden wir kämpfen, uns zurückziehen, den oder die andere manipulieren – kurz: versuchen, den oder die andere zu kontrollieren, um uns sicherer zu fühlen. Natürlich ist es wunderschön, wenn auch unser Gegenüber uns beachtet, schätzt und liebt, aber, wenn wir wissen, dass wir die Zuwendung des oder der anderen nicht brauchen, um leben zu können, können wir freiwillig bei ihm oder ihr sein.
Das verändert alles! Freiwillig, ohne traumatische Bindungsverlustangst, bei unserem Partner oder unserer Partnerin sein zu können, entsteht aus einem ruhigen, lebendigen, offenen Herzen, d.h. aus dem Erleben heraus, in Liebe geborgen zu sein, (fast) egal, wie der oder die andere sich gerade verhält. Diese Freiwilligkeit, Selbstsicherheit und Selbstbestimmtheit ermöglicht eine gesunde Bindung. Während das: "Du sollst anders sein!" Ausdruck von Abhängigkeit ist, entsteht aus der Sicherheit der Selbstliebe Autonomie und Bindungsfähigkeit.
Wie kommt man da hin? Liebevolle Selbstbeachtung ist der Weg! Was auch immer Du gerade denkst, spürst, fühlst, erfährst oder wie Du Dich gerade verhältst – in dem Maße, in dem es Dir gelingt, Dich in alledem liebevoll zu beachten, zu begleiten und zu unterstützen, wirst Du Dich geliebt, versorgt und sicher fühlen – und offen sein können dafür, Deinen Partner oder Deine Partnerin als den oder die wahrnehmen zu können, der er oder sie tatsächlich ist.
Liebe ist, den anderen oder die andere zu sehen und sehen zu wollen. Liebe ist, "das Göttliche in ihm oder ihr" zu beachten, die Liebe, die er oder sie im tiefsten Inneren ist, sein oder ihr "Herz" nicht aus dem Auge zu verlieren und es damit zur Entfaltung einzuladen.
Natürlich gehört in eine glückliche Beziehung auch das Grenzensetzen. Idealerweise geschieht das auf wertschätzende Weise (eine Anleitung dazu findest Du in dem Vortrag zum wertschätzenden Setzen von Grenzen in meinem Webshop (Link zum Webshop HIER). Grenzensetzen, dass aus einem Gefühl von Sichersein und von Selbstliebe geschieht, führt zu Achtung und Würde. Sich selbst und der oder dem anderen gegenüber. So entsteht eine respektvolle Beziehung.
Die Liebe fordert uns heraus. Es ist gefährlich zu lieben und sein Herz zu öffnen, das in der Traumaerfahrung zutiefst verletzt wurde. Wenn wir lieben, laufen wir Gefahr, dass an diesen alten Verletzungen wieder gerührt wird. Und ja, das wird geschehen: wenn wir lieben, stoßen wir an die alten Verletzungen von zurückgewiesen, übersehen, (emotional und/ oder sexuell) missbraucht, missachtet, oder misshandelt worden zu sein. Wir stehen vor der Wahl, uns schrittweise dem noch in uns wohnenden, schmerzhaften Erleben zuzuwenden, das Risiko, dass die Schmerzen der früheren Verletzung wieder auftauchen und endlich zu Ende gefühlt werden wollen, einzugehen, oder die Tür verschlossen zu halten. Wenn wir sie öffnen, wenn wir uns in unserer Selbstliebe so weit entwickeln, dass wir uns trauen, diese und weitere Türen zu öffnen und das zuzulassen, was sich dahinter verbirgt, werden wir immer vollständiger, lebendiger, gesünder, selbstbewusster und beziehungsfähiger werden.
Auch, wenn unser Gegenüber auf dieser Reise scheinbar nicht mitmacht - aber dazu in einem andern Newsletter mehr!
Ich wünsche Dir von Herzen eine glückliche Beziehung - zu Dir selbst und dann automatisch auch zu einem oder einer, den oder die Du lieben willst!
Herzliche Grüße
Brigitte |