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"Was ist, darf sein. Was sein darf, verändert sich!"
Ich möchte diesen klugen Satz aus der Gestalttherapie ein wenig ausführen. Er ist sehr weise und es lohnt sich, diesen Gedanken in der Tiefe zu verstehen:
"Was ist, darf sein."
Was ist, ist sowieso schon da. Wenn wir uns gegen das wehren, was ist, führen wir einen sinnlosen, anstrengenden Kampf. Fast ständig sind Menschen damit beschäftigt, das, was ist, anders haben zu wollen. Richtet sich der Wunsch nach Veränderung auf etwas, das verändert werden kann, ist es meistens gut und richtig, diese Veränderung anzustreben. Häufig empfinden Menschen aber etwas, was schon vergangen ist, als unzumutbar, z.B. die eigene Kindheit, das Verhalten der Eltern oder anderer Erwachsener oder die Lebensumstände, in die sie hineingeboren wurden. Welchen Sinn hat es, Dinge oder Ereignisse, die schon geschehen sind, auch wenn sie schlimm waren, anders gehabt haben zu wollen? Äh, wie soll das gehen? Es ist sinnlos! Wem nützt der Kummer darüber, dass es so war, wie es war?
Oft verbirgt sich hinter diesem Kummer ein Hader mit dem Schicksal, mit Gott oder eine Anklage gegenüber dem Leben. In ihr bestehen wir auf dem Recht, dass es hätte besser sein müssen. Es ist gut, wenn uns solcherart innerer Kampf gegen bereits Geschehenes, bewusst wird, damit wir ihn beenden können. Die Sehnsucht, die sich darin verbirgt, ist die Sehnsucht nach Frieden im Herzen. Wir können aber nur zur Ruhe kommen und Frieden finden, wenn wir unsere Not und unser Leiden, das aus dem erwachsen ist, das wir erlebt haben, liebevoll beachten. Wir müssen uns uns selbst mitfühlend zuwenden und uns selbst all die Liebe schenken, von der wir wir glauben, dass sie uns schon früher hätte geschenkt werden sollen.
"Was sein darf, verändert sich!"
Das ist eine radikale Aussage. Ein Kernsatz der Heilung. Nehmen wir ein Beispiel, um den Satz zu überprüfen: Da ist z.B. eine Person, die in Selbstverneinung gefangen ist. Sie hält sich für unzureichend, z.B. nicht klug genug, nicht schön genug, nicht attraktiv genug, nicht reich genug, nicht liebenswert - also eine, der allgemeinen Selbsteinschätzung eines Menschen aus der westlichen Welt entsprechende Person. Sie strengt sich an besser zu sein, schöner, klüger usw. Und sie wird doch nie zufrieden sein, weil andere immer doch noch besser etc. sind. Diese arme (normale) Person kommt nicht zur Ruhe, brennt aus, erschöpft sich in ständigem Tun und erreicht nie ihr Ziel. Sie könnte damit beginnen zu beachten, was ist, und wer sie ist. Sie könnte sich entscheiden, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Sie ist vielleicht mittelklug, mittelschön, mittelreich usw., aber eben dennoch individuell. Einzigartig unter acht Milliarden Menschen. Was für ein Wunder! Wenn sie beginnen könnte wahrzunehmen, wer sie ist, vielleicht zunächst in Bezug auf alle sicht- und messbaren Aspekte, würde sie schon da feststellen, dass es so jemanden nicht ein zweites Mal gibt – was faszinierend genug ist! Wenn sie sich dann noch tiefer beachten und wahrnehmen würde, was sie denkt, im Körper spürt, fühlt und auf tieferer Ebene erfährt, würde sich ihr ein neues Universum voller Entdeckungen über sich selbst eröffnen. Würde sie sich wirklich trauen, sich ernst zu nehmen, v.a. in ihren Gefühlen und würde sie sich tiefer auf das Fühlen und die tiefen Erfahrungen einlassen, dann würde sie entdecken, aus welcher unglaublichen Schönheit und Lebendigkeit sie besteht und von welcher wunderbaren Liebe sie getragen ist.
Was wäre naheliegender, als jetzt sofort zu beginnen, diesen Weg zu gehen, der zu Erfüllung, Liebe und Frieden führt? Es gibt einen Preis zu zahlen, wenn wir uns entscheiden, gesellschaftliche und zwischenmenschliche Anerkennung nicht mehr so wichtig zu nehmen, oder vielleicht gar nicht mehr anzustreben: wir müssen unsere Aufmerksamkeit von außen weg und nach innen lenken, wir müssen uns mit dem konfrontieren, wer wir sind. Wir müssen zunächst die verzerrte Wahrnehmung, die wir von uns haben, z.B. wir seien nicht in Ordnung, beachten, unser Leid darin, das zu dieser Verzerrung geführt hat und das wir mit dem Festhalten an ihr aufrechterhalten, ernst nehmen. Wir müssen uns in alledem, was uns ausmacht, liebevoll beachten lernen, uns begleiten, unterstützen, bei uns bleiben. Wir müssen durch die dunkle Nacht der Seele gehen, bevor wir das Licht finden können, das wir sind. Das macht Angst, aber auch diese Angst müssen wir zulassen. Wir können diesen Weg nur alleine gehen. Natürlich gibt es Hilfe, aber gehen müssen wir alleine, fühlen müssen wir all das alleine. Das kann sehr schwer sein. Aber es führt zu immer ehrlicher werdender, unverzerrter Selbsterkenntnis, zu wachsender Selbstliebe und zu sich vertiefendem inneren Frieden.
Was sein darf, verändert sich von alleine. Wenn ich mir erlaube sein zu dürfen, wer ich bin, dann verändere ich mich. Wenn ich mich bejahe, verändere ich mich hin zu Frieden und Lebensfreude. Das ist so schön!
Du bist herzlich eingeladen diesen Weg auch zu gehen!
Ich wünsche dir einen schönen Sommer!
Herzliche Grüße
Brigitte
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